Bild zur Tour 4. Tour Eichborndamm

4. Tour Eichborndamm

Großindustrie am Stadtrand

Landesarchiv Berlin

Eichborndamm - Landesarchiv

Zu den größten Betrieben der industriellen Randwanderung gehörten die Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken (DWM). Sie waren 1896 aus einer Fusion der Waffenschmieden Ludwig Loewe & Co. KG mit den Mauserwerken und der Deutschen Metallpatronenfabrik AG aus Karlsruhe entstanden. Das Unternehmen produzierte und vertrieb Waffen- und Munitionsartikel aller Art und erstreckte sich auf mehrere Standorte im Deutschen Reich. In Berlin war die Produktion von Armeepistolen, Maschinengewehren und Kugellagern vorgesehen.

Ab 1906 ließ die DWM auf einem rund 35 Hektar großen Grundstück ein Gebäudeensemble errichten. Es war sowohl über ein eigenes Gütergleis zur Berlin-Kremmener-Eisenbahn als auch über den 1894 eröffneten Bahnhof gut zu erreichen. Die DWM errichteten zunächst auf dem südlichen Teil des späteren Werkskomplexes die Kugellagerfabrik, der es auf dem alten Standort in Martinikenfelde zu eng geworden war. Diesen Teil des Geländes erkennt man an dem markanten Eckturm, der dem S-Bahnhof Eichborndamm am nächsten ist, allerdings erst deutlich später als Wasserturm aufgestockt worden ist.

Die architektonischen Planungen lagen in der Hand des DWM-Generaldirektors und Geheimen Baurats Paul von Gontard (1868 -1941), einem Nachkommen des Architekten Carl von Gontard. Die Ausführung in Rohziegelbauweise übernahm der Baukonzern Boswau & Knauer, der kurz zuvor auch das KaDeWe errichtet hatte. Im ersten Bauabschnitt entstanden Verwaltungs- und Sozialgebäude, Pförtnerhaus, Stahllager, Presserei und Härterei, Kessel- und Maschinenhaus sowie Sheddach-Hallen für die Kugellagererzeugung. Eine 900 Meter lange Fabrikfront säumte die Straße und sorgte für eine geschlossene Erscheinung. Die nach außen gerichteten Fassaden waren nicht nur funktional, sondern trugen den Gestaltungswillen der Unternehmen, die nicht nur Funktionsbauten errichten, sondern ihnen auch Repräsentationskraft verleihen wollten.

Im Jahr 2000 wurde das Gebäude von der Münchner DIBAG Industriebau AG erworben und für die Nutzung des Landesarchivs denkmalgerecht umgebaut. Der besonderen Gestaltung dieses ersten Archivzweckbaus der Stadt und des Landes Berlin wurde 2001 der Bauherrenpreis des Bezirks verliehen.