Bild zur Tour 2. Tour Roedernallee

2. Tour Roedernallee

Die Straße der „Hidden Champions“

Ehemalige Asbestfabrik Reinhold

Roedernallee - ehem. Asbestfabrik

Die Asbestfabrik bis in die 30er Jahre des 20. Jh.

Das Wohnhaus Roedernallee 177 entstand in der Berliner Bautradition von Wohnen im Vorderhaus und Arbeiten auf dem Hof. Als Bauherr ist der Berliner Fabrikant Wilhelm Reinhold anzusehen, der gegen 1902 auf dem Hof eine Asbestfabrik errichten ließ. Asbest galt damals als unverzichtbarer Werkstoff und seine Verwendung hatte gegen 1900 in allen Bereichen Einzug gehalten, ob in Form von Asbestpappe, feuerfester Kleidung, in Autoreifen, Bremsbelägen oder hitzebeständigen Dichtungen für den Maschinenbau. So entwickelten sich die deutsche Asbestindustrie und das Reinholdsche Werk in der Roedernallee auch vorzüglich. Nach dem Tod des Firmengründers übernahm sein Bruder Carl das Unternehmen und 1927 fusionierte man mit den in Teltow ansässigen Metzeler Asbestwerken. Dieses Asbestimperium, das ab 1935 unter „Deutsche Asbestwerke Georgi, Reinhold & Co KG“ firmierte, verfügte damit über die größte Fertigungskapazität auf dem europäischen Kontinent.

2. Weltkrieg und Nachkriegszeit

Wie schon im 1. Weltkrieg war die Produktion auch im 2. Weltkrieg als kriegswichtig eingestuft. Dessen ungeachtet kam man ab den 1940er-Jahren nicht mehr umhin, die gesundheitlichen Risken des Asbests zu erkennen. Umfassende, aus heutiger Sicht nicht ausreichende, Arbeitsschutzbestimmungen wurden eingeführt. Nach dem 2. Weltkrieg wurde im Reinickendorfer Werk zunächst die Produktion von Asbestdichtungen in bescheidenem Umfang aufgenommen. Das Ausscheiden von Gesellschaftern unter Ausgliederung von Werken führte dazu, dass der Firmenpatron Heinrich Constantin Georgi im Werk Roedernallee eine Asbestspinnerei und -weberei einrichtete, die 1956 einen 2-Schicht-Betrieb aufnahm.

Das Ende der Asbestherstellung

Georgi, Inhaber zahlreicher Patente für Asbestprodukte und -fertigungsverfahren, war zu diesem Zeitpunkt bereits 78 Jahre alt. Nach dem Tode Georgis 1960 sollten noch zehn Jahre bis zur Werksschließung vergehen. Im gleichen Jahr wurde die Asbestfaser auch offiziell als krebserregend eingestuft, die Herstellung und Verwendung von Asbest 1995 verboten.